„Wir machen aus Visionen Realität.“

Dr. Thomas Olemotz über die Bedeutung der neuen Vision, ihren Inhalt und die Zukunft des Unternehmens. Der Vorstandsvorsitzende ist sich sicher, dass der neue Zukunftsentwurf in schnelllebigen Zeiten Orientierung und Antrieb bietet.

 

Dr. Olemotz, unser Leben wird immer schnelllebiger – Disruption ist über nahezu alle Branchen hinweg das bestimmende Thema. Macht es da überhaupt Sinn, eine Vision für einen Zeitraum von zehn Jahren zu formulieren?

 

Dr. Thomas Olemotz: Gerade in Zeiten wie diesen, die durch Schnelllebigkeit, Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und stetigen Wandel geprägt sind, macht eine Vision Sinn. Die Vision 2030 gibt eine Richtung vor, sie setzt Leitplanken und bietet Orientierung. Der genaue zeitliche Rahmen ist dabei nicht entscheidend, vielleicht müssen wir die Ziele auch nach einer gewissen Zeit überprüfen. Dass wir unsere Vision für die kommenden zehn Jahre formulieren, ist dabei vor allem im historischen Kontext zu sehen. Denn auch die bisherigen drei Visionen von Bechtle hatten jeweils für eine Dekade Gültigkeit. Wichtig ist die Langfristigkeit, unabhängig von bestimmten Jahreszahlen. Das unterscheidet eine Vision übrigens maßgeblich von einer Strategie, die kurz- bis mittelfristig ausgerichtet ist, und konkrete Ziele und Maßnahmen definiert. Die Vision soll hingegen eine Orientierung über das Tagesgeschäft, ein Quartal oder ein Geschäftsjahr hinaus geben.

 

Mit Blick auf die nächsten zehn Jahre werden Megathemen wie Künstliche Intelligenz, Konnektivität und New Work weiter an Bedeutung gewinnen. Wie werden sich Gesellschaften dadurch verändern?

 

Verlässliche Aussagen über gesellschaftliche Entwicklungen sind aufgrund der rasanten technologischen Entwicklung heute nur sehr schwer zu treffen. Für mich geht es darum, die Chancen und Risiken dieser Entwicklungen zu verstehen und darauf basierend Entscheidungen zu treffen, die sich in Zukunft unmittelbar auf unsere Lebens- und Arbeitswelt auswirken werden. Konstruktiv-kritische Offenheit und Gestaltungswille – das ist aus meiner Sicht das Gebot der Stunde.

 

Und dennoch haben Sie sicherlich eine Vorstellung davon, wie Bechtle im Jahr 2030 aussehen wird.

 

Bechtle wird anders aussehen als heute, aber im Kern noch immer für jeden als Bechtle erkennbar sein. Das ist meine feste Überzeugung. Die Art und Weise wie wir als Unternehmen arbeiten, wird sich ebenso verändern wie die Felder, auf denen wir Geschäfte machen. Dadurch werden sich Prozesse und Strukturen verändern. Das ist aber im Grunde nichts Neues. Um erfolgreich zu sein, musste sich Bechtle schon immer verändern – und das gilt natürlich auch in Zukunft. Wir vertreten dabei aber klare Werte und haben eine Kultur und Firmenphilosophie, die trotz aller anstehenden Veränderungen oder gar Disruptionen, auch 2030 sichtbar sein wird. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass unsere gegenwärtige Identität auch in Zukunft der Kern dessen sein wird, was Bechtle ausmacht.

 

Welche Wirkung soll die Vision 2030 bei den Menschen entfalten, die den Kern des Unternehmens bilden – den Mitarbeitern?

 

Neben der schon zuvor genannten Orientierung bietet die Vision unseren Mitarbeitern vor allen Dingen Antrieb. Wir formulieren mit ihr ein realistisches Ziel, das motivierend wirkt und auf das es sich lohnt, hinzuarbeiten. Wir zeigen nicht nur einen weit entfernten Gipfel, sondern betonen den gemeinsamen Weg dorthin. Und diesen Weg gemeinsam zu beschreiten, darf durchaus Spaß machen, ebenso wie das Erreichen der definierten Ziele uns stolz auf unseren Erfolg machen sollte. Unsere Mitarbeiter sind somit die wichtigsten Adressaten der Vision; sie vor allem sorgen mit Leidenschaft, Engagement und Leistungsbereitschaft für ihre Realisierung. Deshalb ist es mir sehr wichtig, dass es gelingt, die Vision 2030 im Unternehmen ebenso stark zu verankern, wie das mit den vorangegangenen Visionen gelungen ist.

 

Ein konkretes Ziel der Vision lautet: „Profitables Wachstum macht uns stark“. Was bedeutet das?

 

Wachstum und Profitabilität werden bei Bechtle seit Jahrzehnten in einem Atemzug genannt – das ist keinesfalls selbstverständlich. Vor allem junge Unternehmen setzen häufig auf großes Wachstum; zu Lasten der Profitabilität. Meiner festen Überzeugung nach kann ein erfolgreiches Unternehmen diese beiden Ziele aber nur phasenweise entkoppeln. Irgendwann muss beides zusammenkommen, ein Unternehmen muss Gewinne erwirtschaften. Nur dann kann ein Unternehmen in seine Zukunft investieren, ein attraktiver und starker Arbeitgeber sein und die berechtigten Ansprüche aller Stakeholder erfüllen. Bei Bechtle gibt es ein geflügeltes Wort, das auf unsere Gründer zurückgeht. Es beschreibt den Zusammenhang sehr gut: „Ein Unternehmen, das nicht wächst, hat keine Zukunft und eines das keine Gewinne erwirtschaftet, hat keine Existenzberechtigung.“ Ich würde heute lediglich in Bezug auf die Gewinne noch eine mittel- bis langfristige Perspektive ergänzen. Ansonsten hat dieser Satz unverändert Gültigkeit.

 

Sie haben kurz das Thema der Investitionen angeschnitten. In welchen Bereichen muss Bechtle künftig investieren?

 

Die vier wesentlichen Investitionsfelder sind schnell umrissen: Es geht um die Nutzbarmachung von Technologien im Kontext der Digitalisierung, um Prozesse, Strukturen und ganz besonders um Menschen. Aus- und Weiterbildung werden in Zukunft eine noch größere Rolle spielen.

 

Der viel zitierte „Kampf um Fachkräfte“…

 

… ist nur ein Teil des Dreiklangs aus Gewinnung, Bindung und Entwicklung von Mitarbeitern. Für uns ist entscheidend, qualifizierte Menschen zu finden und für uns zu begeistern, die sich mit unseren Werten identifizieren. Es ist an uns allen, diese Menschen zu binden, und sie persönlich und fachlich zu fördern.

 

Der britische Unternehmer Richard Branson hat also recht, wenn er sagt: „Schule Deine Mitarbeiter so gut, dass sie gehen könnten. Aber behandle sie so, dass sie bleiben wollen“?

 

Den Satz kann ich zu 100 Prozent unterschreiben, aber er beleuchtet noch nicht alle Aspekte der Personalentwicklung. Ich finde in diesem Zusammenhang beispielsweise auch folgenden Satz sehr treffend: „Menschen kommen zu Unternehmen, aber sie verlassen Vorgesetzte.“ Deshalb investieren wir auch in die Entwicklung unserer Führungskräfte. Wir bereiten sie darauf vor, den Ansprüchen der Mitarbeiter noch besser gerecht zu werden. Unser Ziel ist es, jeden Mitarbeiter seinen Fähigkeiten entsprechend ideal einzusetzen. Das schafft zum einen Zufriedenheit und Motivation beim Einzelnen und ermöglicht zum anderen den Erfolg des Unternehmens insgesamt – es beschreibt, wenn man so will, eine Art Optimum.

 

Erfolg wird in Zahlen gemessen. Die neue Vision spricht konkret von einer EBT-Marge jenseits der fünf Prozent. Wieso spielt diese Marke für die Zukunft von Bechtle weiterhin eine derart wichtige Rolle?

 

Zuerst einmal muss ich betonen, dass dieser Wert nicht errechnet wurde, sondern auf Erfahrungen aus der Bechtle Geschichte beruht. Historisch bewegen wir uns schon immer in diesem Bereich, aber vor allem die Entwicklung der vergangenen zwei bis drei Jahre zeigt, dass wir die Ansprüche unserer Stakeholder, wozu ja auch die Mitarbeiter gehören, dann ideal erfüllen können, wenn wir diesen Wert von fünf Prozent im Blick haben. Dabei geht es nicht um die Nachkommastelle, sondern um eine Orientierung. Wenn wir diese Profitabilität erreichen, können wir marktgerechte Gehälter und eine angemessene Dividende bezahlen und – ganz wichtig – in unsere Zukunft investieren.

 

Mit welchen Maßnahmen wollen Sie diese Fünf-Prozent-Hürde künftig erreichen und überspringen?

 

Indem wir im Kerngeschäft durch den gezielten Einsatz neuer Technologien weitere Effizienzen heben. Ich denke da beispielsweise an die Automatisierung von Routine- und Verwaltungsprozessen. Zudem werden wir stärker in Geschäfte investieren, die schon heute eine höhere Profitabilität aufweisen. Das ist neben der Weiterentwicklung unseres Kerngeschäfts, das auch in den nächsten Jahren sehr wichtig für uns bleiben wird, Teil unserer Strategie.

 

Blicken wir zum Abschluss auf das große Ganze. Was macht Sie heute zuversichtlich, die Ziele der neuen Vision bis zum Jahr 2030 zu erreichen?

 

Allem voran der Blick in die Bechtle Geschichte. Wir haben als Unternehmen schon mehrfach bewiesen, dass wir mit unseren engagierten Mitarbeitern, deren Leistungen mich immer wieder faszinieren, aus Visionen Realität machen.

„DEN UNTERSCHIED BEIM KUNDEN MACHEN.“

Michael Guschlbauer über die Bedeutung von Kundenorientierung, die vernetzte Dezentralität und die neue Customer Journey. Der Vorstand für Systemhaus & Managed Services sieht in der Offenheit der Kunden eine große Chance, IT als Innovationstreiber zu positionieren.

"DIE VISION 2000 WAR EINER DER HAUPTGRÜNDE FÜR MEINEN START BEI BECHTLE.“

Jürgen Schäfer über Teamspirit, Omnichannel-Kommunikation, Denken jenseits der Grenzen und ein Bekenntnis zum Handel. Den Vorstand für IT-E-Commerce, begleitet nun die vierte Vision bei Bechtle. Dreimal erlebte er, wie aus Zielen Tatsachen wurden.