Eigentlich eine einfache Aufgabe. Aber können Sie das für sich so ad-hoc beantworten? Falls nicht, dann empfehle ich Ihnen, es einfach mal auszuprobieren. Sie werden womöglich vom Ergebnis überrascht sein.

Es handelte sich um ein Coaching für Führungskräfte bzw. Menschen, die Führungskräfte werden wollten. Das ist jetzt ungefähr 16 Jahre her. Damals war mir noch gar nicht klar, wie sehr mich dieser Satz in meiner zukünftigen Laufbahn und vor allem in der Führung begleiten würde.

Ich wollte meine Aufgabe gut machen und setzte mich daher abends in mein Hotelzimmer und überlegte mir, was für mich persönlich denn Führung bedeutet. Ich hatte schon einige Seminare besucht, Bücher gelesen und mich häufig auch mit neuen Methoden und Ansätzen auseinandergesetzt, da mich die Führung von Menschen schon immer interessiert hat.

Also startete ich mit ein paar Notizen in Form von Stichpunkten. Auf meinem Zettel stand unter anderem:

  • Ziele erreichen,
  • Mitarbeiter entwickeln,
  • Orientierung geben,
  • Entscheidungen treffen,
  • Vorbild sein,
  • usw.

Mir fielen zahlreiche Themen ein, die alle wichtig waren, und ich bekam langsam eine Ahnung davon wie schwer es ist, Prioritäten zu setzen und sich für einen Schwerpunkt zu entscheiden. Wie sollte dieses komplexe Thema Führung denn in einen Satz passen? So ging das eine ganze Weile, bis ich zugeben musste, dass ich so nicht weiterkam und in eine Sackgasse lief. So nach und nach wurde mir auch klar, warum es nicht voran ging: Ich hatte mich zu sehr auf Tätigkeiten, Aufgaben und Verantwortlichkeiten konzentriert, war also schon bei der Umsetzung der Führung und nicht mehr bei ihrer Bedeutung.

Mit dem Weg über die Bedeutung, und damit auch Philosophie, war es dann am Ende überraschend leicht, für mich persönlich die „richtige Führungsphilosophie“ zu formulieren. Ich schrieb also meinen Satz auf, ging zufrieden zu Bett und freute mich sogar auf den nächsten Morgen, weil ich mir durchaus vorstellen konnte, dass meine Interpretation nicht unbedingt deckungsgleich mit den gängigen Führungsbildern von Stärke, Dominanz und Macht zusammenpasste.

Als ich dann am nächsten Morgen an der Reihe war, stellte ich meinen Satz vor: „Führung bedeutet für mich, die mir anvertrauten Menschen erfolgreich zu machen.“ Erwartungsgemäß waren einige Seminarteilnehmer eher irritiert – insbesondere als ich in meiner Begründung soweit ging zu sagen, dass ich als Führungskraft erst dann richtig erfolgreich sei, wenn ich mich selbst im Geschäftsalltag überflüssig gemacht habe.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass der ein oder andere Kollege diese Einstellung vermutlich als typisch weiblich (denn ich war die einzige Frau) weggelächelt und wenig ernst genommen hat. Mein Coach hat ebenfalls gelächelt, aber sein Lächeln war eher wohlwollend und hatte nichts Ironisches an sich.

Dieser Führungsphilosophie bin ich über all die Jahre immer treu geblieben und ich bin erfolgreich damit. Was hilft es einer Führungskraft, mit Pfauenfedern auf der Bühne zu stehen, wenn ihr Team im Schatten nicht erkennbar ist und nicht leuchten darf? Das mag kurzfristig funktionieren und ich habe in den letzten Jahren auch immer wieder Führungskräfte kennengelernt, die in erster Linie ihr Ego bedient haben und sich nicht in den Dienst des Unternehmens oder darüber hinaus in den Dienst ihrer eigenen Mitarbeiter gestellt haben.

Für mich bleibt das Befähigen von anderen im Sinne einer Dienstleistung die Basis von Führung. Bringen Sie Ihre Mitarbeiter, Ihr Team, Ihr Unternehmen zum Leuchten – dann scheinen Sie selbst heller, als Sie es alleine je gekonnt hätten.

Natürlich müssen Sie in der Umsetzung auch mit dieser Philosophie ...

  • Ziele erreichen,
  • Mitarbeiter entwickeln,
  • Orientierung geben,
  • Entscheidungen treffen,
  • Vorbild sein,
  • usw.

Aber die Grundeinstellung zur Führung entscheidet darüber, wie authentisch und glaubwürdig Sie dabei sind. Und glauben Sie mir, es lohnt sich! Und die Mitarbeiter werden es durch außergewöhnlich gute Leistung und Loyalität danken.