IT Solutions - 03.02.2020

Edge Computing kommt.

Seit dem 15. Januar gibt es für alle gängigen Betriebssysteme einen neuen Browser von Microsoft. Er heißt: "Edge". Wer jetzt verwundert die Stirn runzelt, fragt sich zurecht: "Microsoft Edge und neu?". Tatsächlich feiert der extra für das damals neue Windows 10 Betriebssystem entwickelte Browser bereits seinen fünften Geburtstag. Leicht hatte er es in all den Jahren nie. Ob sich das mit dem 15. Januar 2020 geändert hat, erkläre ich in diesem Beitrag.

Urgroßvater Internet Explorer.

Der 30. März 2015 ist heute als Geburtsstunde der "neuen Browsergeneration" von Microsoft überliefert. Seit 1995, mit der Markteinführung von Windows 95B – also ganze 20 Jahre lang – gab es nur einen einzigen Zugang zum "World Wide Web" bei Microsoft, den Internet Explorer. Als fester Bestandteil von Windows 95B und allen darauffolgenden Windows-Versionen machte der Internet Explorer direkt zu Beginn Ärger. Microsoft lieferte den Browser nicht nur standardmäßig mit jeder Installation aus, sondern sorgte auch noch dafür, dass es quasi unmöglich war diesen bei Nichtgefallen wieder zu deinstallieren. Das sorgte für viel Gegenwind. Dieser führte dann in den folgenden Jahren zumindest zu einer Lockerung der Deinstallationssperre, aber eben auch zu einem noch stärkeren Band zwischen Browser und Betriebssystem. Eine Deinstallation des Internet Explorers machte eine Nutzung der Web-Services auf einem Windows-Rechner nahezu unmöglich. So folgte bis zum Jahr 2015 Version auf Version. Über die Jahre hinweg wurde immer weiter am Code des Explorers gearbeitet, was unweigerlich dazu führte, dass Microsofts Flaggschiff-Browser zwar einen astronomischen Marktanteil hatte, aber auch immer langsamer und träger wurde. Etwas Neues, Zeitgemäßes musste her. Project Spartan und damit eine neue Lösung wurden angekündigt.

 

Problemkind Edge.

Mit den ersten Versionen Ende März 2015 war klar: Microsoft Edge ist der Browser der Zukunft für Windows. Leider konnte sich Microsoft nie ganz vom tief im Betriebssystem verwurzelten Internet Explorer trennen – das machte den Start von Edge nicht einfacher. Zu einem langsamen und nicht mehr ganz zeitgemäßen Browser, gesellte sich unter Windows 10 jetzt ein auf den ersten Blick schnellerer, agilerer Kollege basierend auf einer vollständig eigenen Entwicklungsgrundlage, der EdgeHTML Engine. Leider war diese mit der Veröffentlichung von Windows 10 alles andere als funktional und fertig. Konkurrenten wie Apples Safari oder Mozilla Firefox liefen deutlich runder als der neue Standardbrowser von Microsoft. Das führte dazu, dass Edge zwar auf jedem Windows Gerät installiert war, meistens aber nur einmal dazu genutzt wurde, um einen anderen, externen Browser zu installieren. Bei enorm hohem Marktanteil aufgrund der Vorinstallation nutzten nie mehr als 4% aller Anwender auf Desktopbetriebssystemen den Browser. Microsoft sah seine Felle davonschwimmen, wollte man doch mit dem Edge in ein neues Zeitalter des Surfens vorstoßen; auch für Unternehmen.

 

Der große Bruder Edge Chromium.

Zum Nikolaustag 2018 herrschte dann Gewissheit: Der neue Edge wurde zaghaft auf das Abstellgleis kommuniziert. Im Internet kursierten Gerüchte, dass Microsoft bereits an der Entwicklung eines neuen Browsers arbeitet. Schnell war herauszufinden, dass Microsoft entgegen der sonstigen Firmenstrategie für den neuen Go-To-Browser von Windows 10 auf Googles Chromium-Engine zurückgreift. Kein schlechter Schachzug. Google hatte mit Chrome über die Jahre hinweg ein Imperium aufgebaut, das mehr als 70 Prozent aller Endgerätnutzer vereinte. Bei Microsoft wollte man das Rad aus diesem Grund nicht noch einmal neu erfinden. Bereits im April 2019 erschien die erste Version des neuen Edge Chromium Browsers für Insider und was soll ich sagen: Entgegen der ersten Erwartungen funktionierte der neue Browser nicht nur ganz passabel, sondern war auch noch schnell, integrierte sich in das Design des Betriebssystems und blieb dennoch schlank, sowie höchst kompatibel zu anderen Lösungen. Regelmäßige Updates sorgten seitdem für einen immer noch runderen Browser. Googles Chromium Engine tat dem neuen Edge gut und der kam zudem auch noch mit der großen weiten Welt der Office und Azure Portale von Microsoft klar, er kann Single Sign-On und synchronisiert neben Favoriten von privaten Accounts auch noch den mit Office365 eigeführten Work- & School-Account. Erste ADMX-Templates für Business-Kunden, zum Steuern des Browsers mittels Gruppenrichtlinien, erblickten das Licht der Welt.

 

Eine Lösung für alles: Edge Chromium.

Ich selbst nutze den neuen Edge seit der allersten Stunde. Hatte ich bis dato noch so ziemlich jeden Browser als IT-Admin und Consultant auf meinem Endgerät installiert, um auch ja jedes Portal und jeden Zugang mit dem jeweils am besten funktionierenden Browser anzusteuern, so sorgte die Nutzung des Chromium Edge bei mir für eine vollständige Deinstallation von bis dahin drei unterschiedlichen Browsern: Firefox, Chrome und Opera. Mit den Templates zur Verwaltung des Browsers im Unternehmensumfeld sorgt Microsoft nun entgegen aller Erwartungen dafür, dass nach langer Zeit vielleicht wieder ein Browser aus dem Hause Microsoft an die Spitze der Nutzungszahlen gelangen kann. Dabei steht die Entwicklung keinesfalls still: Neben einem IE-Modus zur Anzeige alter, für den Internet Explorer entwickelter Seiten, gibt es direkten Zugriff auf Office365 und OneDrive (nach einer Anmeldung mit einem entsprechenden Konto und Zugriff auf den Extension-Store von Google für Chrome) obendrauf. Alles in allem kann man hier ein eindeutiges Fazit ziehen: Selbst wer nie Freund des Internet Explorers oder des "alten" Edge Browsers war, sollte dem neuen, jüngeren und schnelleren Edge zumindest eine Chance geben. Ich denke, er wird Sie nicht enttäuschen!    

Verfasst von

Consultant – Microsoft und Workplace Management

E-Mail: florian.vees@bechtle.com

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Diesen Beitrag haben wir veröffentlicht am 03.02.2020.