Bislang waren Unternehmen in einer komfortablen Position: Unter einer Vielzahl an Bewerbern konnten sie sich den besten Kandidaten herauspicken. Besonders in Deutschland wird der demografische Wandel dieses Kräfteverhältnis gehörig auf den Kopf stellen. Schon jetzt beginnt das Ausscheiden der Babyboomer-Generation aus dem Arbeitsmarkt – mittelfristig werden mehr als 20 Millionen Menschen aus dem Erwerbsleben ausscheiden. In der selben Zeit werden nur etwa 14 Millionen Menschen nachrücken. Optimistisch geschätzt – und sofern die Bestrebungen mehr Frauen und Mütter in die Berufstätigkeit zu bringen, erfolgreich sind – kann man von einer Lücke von mindestens zwei Millionen Arbeitskräften ausgehen.

 
Vom Arbeit- zum Gastgeber. Mitarbeiterbindung von Caring-Companies.

Was bedeutet das also für Unternehmen und ihre HR-Abteilungen bis 2030? Kurz zusammengefasst: Für Arbeitnehmer wird die Zukunft ganz schön rosig. Zumindest wenn man sich an die Prognosen von Sven Gábor Jánszky hält, die der Zukunftsforscher in seinem Buch „2030 – Wie viel Mensch verträgt die Zukunft?“ aufstellt. Für den Chairman der deutschen Denkfabrik „2b AHEAD ThinkTank“ zeichnen sich zwei unterschiedliche Modelle ab: Vor allem mittelständische Unternehmen an Standorten außerhalb der großen Metropolen entwickeln sich zu Caring Companies. Da es ihnen nicht gelingt, die hochqualifizierten Mitarbeiter in ausreichender Zahl an ihren Standort zu locken, gilt es Mitarbeiter mit allen Mitteln an das Unternehmen zu binden. Diese „Corporate-Life-Strategien“ reichen von betriebseigenen Kitas und Pflegediensten über kostengünstige Mietwohnungen bis hin zur Übernahme kompletter Versicherungspakete. Was auf den ersten Blick nach Altruismus klingt, ist mathematisches Kalkül. Denn stellt man die Kosten für die Neu-Rekrutierung in einem leer gefegten Arbeitsmarkt denen des Corporate Lifes gegenüber, ist die Rechnung schnell gemacht.

Heute hier, morgen da. Projektarbeiter wechseln alle zwei bis drei Jahre das Unternehmen.

Gegenpol dieser Caring Companies werden laut Sven Gábor Jánszky fluide Unternehmen sein. Das sind meist größere Konzerne mit weltweitem Zugriff auf Mitarbeiter und Kunden. Diesen Arbeitgebern liegt nicht daran, Mitarbeiter langfristig zu binden, sondern innovative Kräfte gezielt anzuziehen und auch wieder abzustoßen. Die Basis dieser Strategie ist die Annahme, dass 40 Prozent der Gesamterwerbstätigen künftig Projektarbeiter sein werden. Diese Jobnomaden wechseln projektweise, alle zwei bis drei Jahre, den Arbeitgeber. Für Unternehmen heißt das: Nicht mehr die Mitarbeiter bewerben sich bei den Unternehmen, sondern die Unternehmen bewerben sich bei den Mitarbeitern. Fluide Unternehmen konzentrieren sich darauf, dem Mitarbeiter die jeweils größte persönliche Herausforderung und individuelle Weiterentwicklung zu versprechen. Denn nicht mehr Gehalt und ein sicherer Arbeitsplatz sind die Entscheidungskriterien bei der Wahl des nächsten Arbeitgebers, sondern die persönliche Challenge, der Sinn der Aufgabe und die Exzellenz des Teams. Die viel beachtete „Fast Forward 2030“-Studie der Immobiliendienstleister CBRE und Genesis bezeichnet zukünftige Arbeit sogar als eine Art „Kundenerlebnis“.

Wohin geht die Reise? Mobile, flexible Arbeit als Normalfall.

Klar ist, wenn Fachkräfte knapp werden, haben sie auch bessere Möglichkeiten ihre Erwartungshaltungen durchzusetzen. Nimmt man dazu die Freiräume, die durch den technologischen Fortschritt entstehen, ist schnell klar wohin die Reise geht: Mobile, flexible Arbeit wird zum Normalfall. Die Arbeit wird selbstorganisiert durchgeführt, der Arbeitgeber kümmert sich um Gesundheit und Zufriedenheit. Zudem werden die Menschen durch Roboter, digitale Assistenten, Bots und künstliche Intelligenzen unterstützt. Algorithmen stellen ideale Teams nach Kompetenz, Alter, Kultur und Geschlecht zusammen und steuern deren optimale Auslastung.

 

Ehe Sie sich jetzt ins nächste Jahrzehnt beamen – einen kleinen Dämpfer verpasst Sven Gábor Jánszky dem Leser dann doch. Denn in der Arbeitswelt des Jahres 2030 sind die Jobs nicht sicher. Im Gegenteil: Noch nie haben sich die Arbeitswelt und damit die Anforderungen in den einzelnen Berufen so rasend schnell verändert. Da mitzuhalten und am besten sogar noch einen Schritt voraus zu sein, stellt die Erwerbstätigen vor erhebliche Herausforderungen.

 

Sven Gábor Jánszky wagt einen Blick in die Glaskugel und über das Jahr 2030 hinaus. Dann weht ein völlig anderer Wind. Künstliche Intelligenzen übernehmen einen Großteil der Aufgaben und es werden deutlich weniger Fachkräfte benötigt. Machen wir aber zunächst das Beste aus dem Hier und Jetzt.

 

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Zum Thema.

  • Bechtle Lösungen für den Modern Workplace
  • Artikel: "Technologie macht die Menschheit menschlicher"  – Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky im Interview. 

 

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