Claudius, du bist Senior Expert Smart City. Was heißt das eigentlich konkret?

Kurz gesagt bringe ich meine fachliche Expertise bei der Entwicklung der Stadt der Zukunft ein. Ich begleite also Kommunen, Landkreise und Ministerien als Ansprechpartner über den kompletten Weg bis zu einer erfolgreichen Umsetzung. Ich unterstütze dabei, die Organisation und die Infrastruktur einer Kommune für die aktuellen, aber auch die künftigen Herausforderungen fit zu machen. Dabei geht es um digitale Stadtplanungsprozesse, Luftreinhaltung, Adaptivität gegenüber Extremwetter, Energieversorgung oder Verkehr und Mobilität.

Hast du ein aktuelles Beispiel für ein Smart-City-Projekt?

Das Projekt DATEN:RAUM:FREIBURG ist ein gutes Beispiel. Hier haben wir mit einem Konzept überzeugt, das die Anforderungen der Ausschreibung weitergedacht hat. Wir haben uns überlegt, wie wir gewonnene Daten weiter nutzen können. Im Fall Freiburg war das die Visualisierung von Verkehrs- und Flächendaten im 3D-Modell der Stadt. Meine Expertise ist in diesem Fall, die Beziehungen von verschiedenen Bereichen eines vielschichtigen Systems wie einer Stadt zu verstehen, um weitere notwendige und nützliche Schritte abzuleiten. Oder, um bei Freiburg zu bleiben, auch die passenden Partner für das Projekt zu finden und zu koordinieren.

Ist es das, was Bechtle für dich attraktiv macht: in der Rolle des Koordinators zu sein?

Es ist wirklich toll, alles, was eine Kommune braucht, anbieten zu können. Spannend wird es dann, an allen Prozessen in der Umsetzung beteiligt zu sein. Als Generalunternehmer diese Komplexität und die übergeordneten Zusammenhänge zu durchschauen und dann zusammen mit den richtigen Partnern in die Tiefe zu gehen, die ihr Spezialwissen in den verschiedenen Nischen effektiv einbringen – das mache ich leidenschaftlich gern.

Worauf kommt es für Dich in der Umsetzung am meisten an?

Am wichtigsten ist es, voneinander zu lernen. Die Projekte sollen nicht nur die Beteiligten voran bringen, sondern die Erfahrung daraus soll auch anderen Kommunen zugutekommen – das ist, was ich unter sinnvoller Skalierbarkeit verstehe. So lernen wir von der Stadt Freiburg, wie eine Verwaltung sich den Themen rund um Smart City nähert, und die Stadtverwaltung kann sich bei uns beispielsweise das agile Projektmanagement abschauen. Beim nächsten Projekt sind wir als Team effektiver und können unsere Lösungen schneller und besser an andere Anforderungen und Bedürfnisse anpassen.

Kannst du das noch detaillierter benennen?

Konkret wird unsere urbane Datenplattform in Freiburg für die 3D-Visualisierung von  Verkehrsflüssen genutzt werden, um beispielsweise Erkenntnisse über die effektive Routenführung von Einsatzfahrzeugen zu gewinnen. Künftig schaffen wir mit derartigen Systemen unbegrenzte Möglichkeiten der datenbasierten Entscheidungsfindung und helfen Kommunen in der Gestaltung von Lebenswelten, die dank Simulationen infrastrukturell robust und gesellschaftlich zukunftsfähig sind.

Schaffst Du dir die Welt, in der du Leben möchtest, einfach selbst?

Man kann ja dabei mitwirken, wie eine Stadt zustande kommt. Die große Frage ist, wie wir eine Stadt gestalten. Die Entscheidungen müssen auf Daten basieren, um die beste Stadt zu bauen, die es auf Basis der verfügbaren Ressourcen geben kann. Das ist spannend und auch meine Vision: Dass wir Städte schaffen, die objektiv lebenswert und subjektiv schön sind. Dabei geht es nicht nur um die großen Metropolen. Jeder Ort, an dem Menschen leben, steht letztlich vor ähnlichen Herausforderungen. Deswegen ist mir die Übertragbarkeit des Nutzens von Smart-City-Projekten so wichtig, damit es irgendwann überall Smart Regions gibt.


Meine Vision ist, Städte zu schaffen, die objektiv lebenswert und subjektiv schön sind.


Muss man für diesen Beruf ein unverbesserlicher Optimist sein?

Um sich die Stadt der Zukunft vorzustellen, braucht man auf jeden Fall eine große Portion Phantasie. Und für meinen Beruf muss man auch ein gutes Stück ein Träumer sein, um neben den ganzen infrastrukturellen Themen auch die sozialen Aspekte mitzudenken. Da habe ich auch einen gewissen emotionalen Anspruch an meine Tätigkeit.

Wenn man beruflich die Stadt und damit die Welt verbessern möchte, welchen Weg schlägt man da ein?

Ich komme aus dem Bereich Energiewirtschaft, habe mich auf erneuerbare Energien konzentriert und anschließend Erfahrungen in der Automobilindustrie gesammelt. In meinem Master habe ich mich dann auf die Planung von Städten fokussiert, weil da alle Fachgebiete der Energieversorgung und Mobilität zusammenkommen. Dann war ich viereinhalb Jahre bei Fraunhofer, um mit Kommunen, Wirtschaft und Ministerien die Themen der nachhaltigen Stadtentwicklung voranzutreiben. Danach wollte ich auch an deren konkreten Umsetzung, nicht nur an der Konzeption mitwirken. Damit war der Weg zu Bechtle bereitet.

Welche Voraussetzungen muss man generell dafür mitbringen?

Ein technisch-fachlicher Hintergrund ist schon sinnvoll. Aber letztlich kann jeder oder jede, der oder die sich mit den Teilaspekten einer Stadt beschäftigt, sie aus Erfahrung kennt und, oder studiert hat, Smart City Expert:in werden, wenn – und das ist entscheidend – wenn die Motivation da ist, die einzelnen Bereiche miteinander zu verknüpfen. Senior Expert:innen brauchen dann noch die entsprechende Projekterfahrung.

Und wer hilft dir bei Bechtle dabei, die Welt zu verbessern?

Ich arbeite in der Public Sector Division. Dort bin ich Teil des Teams Public Sector digital, das sich auf die Zukunftsfelder im öffentlichen Bereich fokussiert, wie eben Smart City aber auch Cloud, Onlinezugangsgesetz oder ganz allgemein Innovationsmanagement.