Bäume sind etwas Wunderbares: Sie spenden Schatten und Ruhe, bieten vielen Tieren Nahrung und ein Zuhause, halten die Böden fest und die Luft frisch. Und sie sind wahre Klimahelden. Denn sie produzieren nicht nur Sauerstoff, sondern entziehen der Atmosphäre gleichzeitig das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO₂), das wir so dringend einsparen müssen, um die Erderwärmung in Schach zu halten.


Eine Buche muss 80 Jahre alt werden, um eine Tonne CO₂ zu binden.

Es könnte also ganz einfach sein: Wir pflanzen so viele Bäume wie möglich, und sie erledigen für uns den Klimaschutz. Doch damit wären wir auf dem Holzweg mit unseren enormen CO₂-Fußabdrücken. Laut dem Bundesamt für Umweltschutz verursacht jede Person in Deutschland im Schnitt 10,8 Tonnen Kohlenstoffdioxid im Jahr durch Wohnen, Heizen, Essen, Konsumieren, Unterwegssein. Gängigen Berechnungen zufolge muss aber zum Beispiel eine Buche erst einmal 80 Jahre alt werden, um mit ihrer Holzmasse jährlich eine Tonne CO₂ aufzunehmen.

Dünne Äste tragen nicht.

Hier beginnt das Problem: Baumpflanzungsprojekte, für die es zahlreiche Anbieter gibt, bringen der CO₂-Bilanz erst einmal nicht viel. Denn je kleiner der Baum, desto weniger Treibhausgas nimmt er auf. Kritisch zu betrachten ist es deshalb auch, wenn Unternehmen ihre Klimabilanz mit Bäumen verbessern wollen. Noch weniger geht das auf, wenn sie mit dem Versprechen, für ein gekauftes Produkt Bäume zu pflanzen, den Konsum auch noch befeuern. Damit ein frisch gepflanztes Bäumchen Herstellung und Transport des Produkts ausgleichen kann, muss es ganz schön alt werden. Außerdem kauft es sich mit gutem Gewissen leichter – und damit mehr und häufiger als nötig.


Unternehmen, die laut auf noch dünnen Baumstämmchen trommeln, geraten schnell in Greenwashing-Verdacht.

Auf eine weitere Problematik der Baumpflanzungen hat jüngst Jens Schröder, Chefredakteur der GEO-Gruppe, auf LinkedIn hingewiesen: In Deutschland verpflichtet das Bundeswaldgesetz staatliche und private Waldbesitzer:innen zur Wiederaufforstung von Kahlflächen. Das heißt, die Baumpflanzungen, die durch Spenden finanziert werden, hätten ohnehin stattfinden müssen – allerdings auf Kosten der Eigentümer:innen. Das für die Pflanzungen gespendete Geld wäre demnach in anderen Klimaprojekten sinnvoller investiert.

Hinzu kommt, dass Bäume das gebundene CO₂ wieder freisetzen, sobald sie verrotten oder ihr Holz verbrannt wird. Waldbrände und Sturmschäden machen so schnell einen Strich durch die Rechnung – und mit beidem müssen wir infolge des Klimawandels häufiger rechnen.

Auf welchem Ast sitzen wir?

Dennoch beteiligen sich auch einzelne Bechtle IT-Systemhäuser als Willkommensgeschenk für neue Kolleginnen und Kollegen oder in Kooperation mit Partnern an Pflanzungen. Denn Baumprojekte zu unterstützen, ist grundsätzlich eine gute Sache.

Die ETH Zürich kam in einer 2019 veröffentlichten Studie zu dem Ergebnis, dass die weltweite Aufforstung von Wäldern auf einer Fläche von 0,9 Milliarden Hektar zukünftig zwei Drittel der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen ausgleichen könnte. Dass wir der Rodung von Wäldern im Wortsinn etwas entgegensetzen müssen, steht außer Frage. Werden ehemals landwirtschaftlich genutzte Flächen bewaldet, wie bei einem Projekt im Erzgebirge, an dem wir beteiligt waren, spielt es auch keinem sparsamen Waldbesitzer in die Hände.

Man muss nur wissen, dass das Bäume-Spenden allein keine tragfähige Lösung ist, um beim Klimaschutz auf einen grünen Zweig zu kommen. „Um unsere nicht vermeidbaren CO₂-Emissionen auszugleichen, möchten wir Neutralisationsprojekte unterstützen, die CO2 Emissionen binden, speichern oder wiederverwerten. Waldprojekte sind eine Möglichkeit. Dabei ist es jedoch wichtig, Wälder nicht nur als CO2 Speicher zu sehen, sondern als wertvolle Lebensräume für biologische Vielfalt.“, erklärt Veronika Gänsbauer, die für das Nachhaltigkeitscontrolling der Bechtle AG verantwortlich ist.

Trotzdem macht Veronika Gänsbauer deutlich: „Nicht mehr in die Wälder der Zukunft zu investieren, wäre der falsche Schluss.“ Sie empfiehlt, vor einer Spendenaktion genau zu prüfen, wohin das Geld geht. Wichtig ist die Qualität der Zertifikate, die Transparenz und Permanenz der Projekte sowie die Sicherstellung, dass keine kontraproduktiven Effekte zum Beispiel auf die Biodiversität entstehen. Kritisches Hinterfragen ist wichtig. Dann ist gut gemeint auch gut gemacht.

Worauf achten bei Baumprojekten?

Hinter dem Busch.

Achten Sie darauf, wie transparent ein Anbieter ist und prüft die Zertifikate der Anbieter: Ist ersichtlich, woher sie stammen und auf welcher Grundlage sie erstanden wurden? Sind die Projekte extern zertifiziert und die Zertifizierungsberichte einsehbar?

Auf sicherem Boden.

Erkundigen Sie sich, wo die Bäume gepflanzt werden. Bäume auf trockengelegten Moorflächen schaden beispielsweise mehr, als dass sie nützen, denn Moore binden mehr CO₂ als Wälder. Und gerade bei Projekten im Ausland ist es wichtig zu prüfen, wie zukunftsfähig sie sind und wie die dort lebenden Menschen in das Projekt eingebunden sind. Die Projekte sollten auch einen positiven sozialen Impact für die Menschen beinhalten, nur dann ist Nachhaltigkeit auch gegeben.

Bäumchen wechsele Dich.

Prüfen Sie, was gepflanzt wird. Monokulturen sind nicht sinnvoll. Ein Mischwald trägt auch zur Artenvielfalt bei und ist weniger anfällig für Schädlinge.

Zum Thema.

Newsroom: Bechtle pflanzt Bäume

CO₂-Rechner des Umweltbundesamts

 

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