Agilität – eine Definition.

Agilität ist die Gewandtheit, Wendigkeit oder Beweglichkeit von Organisationen und Personen bzw. in Strukturen und Prozessen. Man reagiert flexibel auf unvorhergesehene Ereignisse und neue Anforderungen. Man ist, etwa in Bezug auf Veränderungen, nicht nur reaktiv, sondern auch proaktiv.

 

Quelle: Gabler Wirtschaftslexikon

Es passt ins Bild, dass virtuelle Konferenzen gern mal mit Fitnessübungen für die Teilnehmenden an den Bildschirmen begleitet werden. Immer schön beweglich bleiben – die Aufforderung ist eindeutig. Manche machen dann mit, die anderen bleiben sitzen. So ist das mit der Agilität von Unternehmen auch. Bei den einen ist es gelebte Praxis, anderen fällt es schwer, manche bewegen sich ein bisschen. Aber bei Bewegungsmangel droht: Stillstand.

Agiles Projektmanagement – Planen im Konjunktiv.

Die meisten Unternehmen und Organisationen haben einen Plan. Aber einer reicht nicht. Weil es viele mögliche „Zukünfte“ gibt. Deshalb ist es besser, in verschiedenen Szenarien zu denken. Szenarien sind ausgemalte Bilder, die Perspektiven eingängig sichtbar machen. Prognostizierte Zahlen gehören dazu, sind aber nicht alles. Qualitative Beschreibungen machen Zukunftsaussichten lebendig und fördern ihre aktive Ausgestaltung. Als Ausgangspunkt wissen agile Organisationen immer, wo sie gerade stehen – und in welche verschiedenen Richtungen sie sich entwickeln können. Um zu entscheiden, wann welcher Weg angezeigt ist, bedarf es eines Handlungsrahmens und geeigneter Frühwarnsysteme. Nur dann ist überhaupt schnelles Handeln möglich. Wir brauchen immer offene Ohren und Sensoren, die Daten sammeln, für unser Management Dashboard oder auch für ausgefeilte Simulationen.

Aber Achtung: Agiert wird am besten auf einer sicheren Basis. Und die wird durch eine agile, aber dennoch nachhaltige Strategieentwicklung gebildet. Die erfolgreichsten Unternehmen verfolgen eine klare Grundausrichtung und Ziele, samt Vision. In diesen Leitplanken bewegen sie sich so flexibel wie immer nötig und bleiben trotzdem auf Kurs. Da ist kein Raum für Aktionismus, aber Platz für wendige Manöver, um auf dem eingeschlagenen Weg voranzukommen.

Dazu gehört auch, im Rahmen der eigenen Möglichkeiten improvisieren zu können. Typische Beispiele: die Umstellung von Bekleidungsherstellern auf die Produktion von Hygienemasken, das Abfüllen von Desinfektionsmitteln anstelle von Schnapsdestillaten, geschlossene Restaurants, die Menüs lokal ausliefern oder sogar bundesweit verschicken, und Buchhändler, die neue Lektüre, und Musikproduzenten, die frisch gepresstes Vinyl mit dem Lastenfahrrad nach Hause bringen. Orchester und Theater präsentieren ihre Bühnen auf heimischen Bildschirmen, das Sofa wird zum Logenplatz. Verkauf und Konsum von Gütern und Dienstleistungen sind damit immer weniger an bestimmte Orte gebunden, sondern werden zunehmend dezentralisiert. Das Geschäft kommt zum Kunden statt umgekehrt. Diese neue Ausprägung von Agilität ist eine bleibende Anforderung. Unternehmen mit verteilten Standorten oder jedenfalls einer Struktur, die überall Kunden nähe herstellen kann, sind dabei im Vorteil. Eine kluge Kombination aus physischer Präsenz und digitalen Komponenten ermöglicht Anbietern, sich hier zu profilieren. Um Kunden zu gewinnen und vor allem auch, um sie dauerhaft zu überzeugen. Denn Kundenloyalität ist in diesem Umfeld eine harte Währung – und richtig viel wert.

Agile Menschen, agile Unternehmen.

Dezentrale, flexible Strukturen prägen auch dauerhaft unsere Arbeitsorte. Man trifft sich immer seltener mit denselben Kolleginnen und Kollegen im gleichen Büro, mit einem festen Schreibtisch, Zimmerpflanze und Familienfoto. Stattdessen etablieren sich hybride Arbeitsformen, die zwischen Home und Office, Coworking Spaces und anderen Standorten wechseln. Auch Arbeitsaufkommen und Auslastung können zukünftig stärkeren Schwankungen unterliegen als in der Vergangenheit gewohnt. Für das Auf und Ab und das Hin und Her sind passende Organisationsrahmen und klare Regeln erforderlich. Und wo bleiben Vertrauen und Verbundenheit, wenn die Kaffeeküche als Ort der Begegnung ausfällt? Finden Empathie und Verbundenheit ihren Platz in Chats und Videokonferenzen? Dazu werden neue Formate für gemeinsame Erlebnisse erprobt – buchstäblich als Online-Weinprobe statt Weihnachtsfeier, aber auch in der alltäglichen Zusammenarbeit. So kann das virtuelle Gokart-Rennen Antrieb geben, auch im Job durchzustarten. Davon werden wir mehr erleben.

Die nötigen Fähigkeiten für agiles Arbeiten zu erlangen und zu verfeinern, bleibt eine ständige Aufgabe, insbesondere für anspruchsvolles Teamwork. In manchen Arbeitsbereichen werden Tätigkeiten komplett neu definiert. Vertriebsmitarbeitende, die im persönlichen Austausch überzeugen konnten, müssen nun auf überwiegend digitalen Wegen zu Abschlüssen kommen. Das ist nicht jedem gegeben und erfordert neben den technischen Plattformen Unterstützung und Qualifizierungsangebote. Vor noch größeren Herausforderungen stehen vergleichsweise Fertigungsbereiche der Industrie. Hier entwickeln sich die Möglichkeiten mobilen Arbeitens eben erst – etwa zur Fernsteuerung von Maschinen. Für Produktionen kleinerer Losgrößen macht der 3D-Druck die Fertigung flexibler.

Alle im Austausch – die agile Arbeitsweise.

Die gesteigerte Form von Agilität verlangt Einfallsreichtum und Ideenvielfalt für innovative Services, Produkte und Geschäftsmodelle. Einsame Unternehmenslenker und abgehobene Führungsebenen können das nicht leisten. In agilen Organisationen werden Wissen, Kreativität und Verantwortung geteilt. Dazu bewegen sich hierarchie- und bereichsübergreifend Informationen zwischen vielen Beteiligten hin und her, die sie verarbeiten, reflektieren und bewerten – durchaus unterschiedlich. Daraus ergeben sich verschiedene Bilder und Einschätzungen, die aber transparent sind und insgesamt wertvoll, um ein Gesamtbild zusammenzufügen. Kollektive und individuelle Intelligenz ergänzen sich und helfen, differenzierte und kluge Entscheidungen zu treffen. Je diverser dabei das Netzwerk, umso besser. Gern auch mit externen Einflüssen, die andere Sichtweisen einbringen.

Stabil agil, dank agiler Methoden.

In der zukünftigen Betriebsumgebung ist Veränderung allgegenwärtig. Nicht nur als Reaktion auf äußere Einflüsse, sondern als offensives Handeln und ständige Entwicklung. Sich selbst in Frage zu stellen, wird zur Grundhaltung. Sich und anderen aber zu vertrauen, diese Veränderung positiv zu gestalten, ist eine starke und treibende Kraft. Das erfordert große, auch gegenseitige Achtsamkeit. Es braucht Raum für Experimente, eine geordnete Fehlerkultur und eine ganz neue Art von Routinen: Statt ausgetretenen Pfaden zu folgen, wird man darin geübt, es anders zu machen als gewohnt. In so einer lebendigen Kultur ist dann automatisch ganz viel Bewegung, die Mitarbeitende, sogar Kunden und Partner mitreißen kann. Diese neue Agilität gibt Menschen, Unternehmen und Organisationen die Sicherheit, jede Zukunft erfolgreich zu meistern.

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