Dennis Stolze, Teamleiter Cognitive Environments, Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, Stuttgart.
Herr Stolze, was macht Konzepte für den Modern Workplace erfolgreich?

Ein Dreiklang, der räumliche, technologische und organisatorische Faktoren berücksichtigt. Eine moderne Büroumgebung muss so gestaltet sein, dass sie den kollaborativen Austausch in attraktiven Unternehmensräumen fördert. Konzentriertes Arbeiten findet eher im Homeoffice statt, sollte aber auch im Büro möglich sein. Technisch gut ausgestattete Meetingräume sind die Basis, um hybride Formate effizient zu nutzen. Eine klare und gelebte Unternehmenskultur fördert als weiterer Punkt den Erhalt der Innovationsfähigkeit: Greifbare Regularien steuern, dass Mitarbeitende – unabhängig vom Arbeitsort – weiterhin gut vernetzt sind.

So weit die Theorie. An welchem Punkt befinden sich Unternehmen und öffentliche Organisationen nach Ihrer Einschätzung?

Viele Themen rund um moderne Arbeitswelten wurden bereits grundlegend diskutiert. Wenn wir heute über Arbeitgeberattraktivität, Arbeitsplatzqualität und die Zukunft der Büronutzung sprechen, sehe ich modern gestaltete Büroräume. Immer mehr Unternehmen und Organisationen nutzen neue und kollaborative Technologien und Konzepte wie Desk-Sharing. Unternehmensräume entwickeln sich in hybriden Settings zunehmend zu Begegnungsstätten. Zeitgleich werden immer mehr Prozesse digitalisiert, was sich wiederum auf die Gestaltung der Arbeitsplätze auswirkt.

Welche Veränderungen gehen noch damit einher?

Veraltete Denkmuster werden zunehmend aufgebrochen und gängige Office-Konzepte weitergedacht. Unternehmen, die ernsthaft moderne Arbeitskulturen etablieren, müssen unterschiedliche Szenarien der Kommunikation berücksichtigen: Viele Meetings lassen sich hybrid gestalten. Geht es um Kreativität, Ideenfindung oder Innovationen, dann sind Face-to-Face-Besprechungen die richtige Wahl. Funktionierende Modern-Work-Konzepte integrieren außerdem die Ansprüche der unterschiedlichen Typen von Mitarbeitenden. Von der New Generation über „klassische“ Büroangestellte, von Außendienstmitarbeitenden bis zur Führungskraft. Die Ansprüche an moderne Arbeitsstrukturen unterscheiden sich je nach Zielgruppe deutlich. Festgefahrene Beschäftigungsmuster werden jedenfalls mehr und mehr aufgelöst.


Beim Thema Modern Workplace empfehle ich nicht sofort die 100-Prozent-Lösung anzustreben, sondern mit kleinen Projektschritten einfach mal loszulegen.

Dennis Stolze


Was braucht es, um die richtigen Schritte zu gehen?

Optimal ist es aus meiner Sicht, den Gestaltern Methodiken zu liefern. Ein initialer Visions- oder Leitplanken-Workshop mit Führungskräften legt fest, wie weit das Thema Modern Work gedacht werden darf und kann. Davon abgeleitet definiert eine Onlinebefragung, als Kern des Prozesses, wie gut die unterschiedlichen Typen der Mitarbeitenden in welcher Form arbeiten können. Begleitende Workshops mit den Fachabteilungen spezifizieren Arbeitsszenarien und die dafür geeigneten Technologien.

Und dann? Wie sieht die nahe Zukunft aus?

Die neue Art der Zusammenarbeit braucht organisatorische Konzepte, um die Innovationsfähigkeit zu erhalten. Immersive Technologien wie Augmented- und Virtual Reality rücken noch näher an die Praxis. Psychologische Faktoren gewinnen weiter an Bedeutung: Wie muss ein Raum gestaltet sein, um darin so kreativ, konzentriert oder stressfrei wie möglich arbeiten zu können? Unter dem Stichwort Cognitive Environments entstehen Räume in Unternehmen, die mit IoT-Technologie und smarter Technik erkennen, in welcher Situation sich die Teilnehmenden befinden, und die Umgebung entsprechend automatisch anpassen. 

Modern-Work-Konzepte orientieren sich stark an den Bedürfnissen der Mitarbeitenden. Wie profitieren Organisationen als Ganzes von der Veränderung?

Mit Blick auf den sich weiter verschärfenden Wettbewerb um Fachkräfte und Talents bringen sich Unternehmen und Organisationen mit modernen Konzepten in eine Poleposition. Mitarbeitende erwarten heute ein Umfeld, das hybride Arbeit unterstützt. Die agilen Möglichkeiten sind motivierend und im Ergebnis für Unternehmen ein Gewinn. Die neue Art, die Arbeit zu organisieren, braucht außerdem weniger Bürofläche. Energieverbräuche können weiter reduziert werden, zeitgleich werden die Räume in Unternehmen qualitativ hochwertiger. Moderne Buchungstools, die Konzepte wie Co-Working und Desk-Sharing ermöglichen, spielen in diesem Prozess eine zentrale Rolle. Unternehmen, die die technologische Entwicklung im Blick haben und außerdem ernsthaft einen Wandel des Mindsets und der Organisationskultur angehen, verschaffen sich am Markt klare Wettbewerbsvorteile.