Bericht aus Berlin.
Collective Social Impact trifft auf Employee Experience.
Im Hinterhof der Hidden Champions.
Dienstag, 26.11.2024. Bechtle Greenfield ist zu Gast im Maschinenraum in Berlin. Das ist ausnahmsweise mal keine Metapher, sondern der Name eines ausgesprochen kreativen und zielführenden Angebots an Macher:innen und Expert:innen der digitalen Transformation. Mitten in Berlin im Kiez Prenzlauer Berg gilt das Motto: Vernetzen, teilen, vorantreiben.
Der Maschinenraum ist eine Plattform für Familienunternehmen, die eine gemeinsame Fragestellung verbindet: Wie meistern wir die vielfältigen Herausforderungen der Transformation? Ein perfekt gemanagtes Setup für den Austausch unter Peers. In kleinen Gruppen geht es um Themen wie Nachhaltigkeit, Talent Recruitment, die Verankerung übergreifender Reportings und mehr. Das gegenseitige „voneinander Lernen“ steht im Fokus: Ein idealer Ort für das Format Tatort Digitalisierung von Bechtle Greenfield.
Purpose + Leadership = Corporate Social Impact.
Wo ließe sich besser über das Thema Collective Social Impact austauschen? So wie die Kolleg:innen des Projektteams sehen es offensichtlich auch 49 Teilnehmer:innen, die Frank Diers, Melanie Schüle und Michael Beilfuß begrüßen dürfen. Man merkt sofort: Heute geht es nicht um „irgendein“ technologisch angehauchtes Thema. Es geht um Purpose in Verbindung mit Leadership. Denn zur Employee Experience gehört auch die Dimension des gesellschaftlichen Nutzens – übrigens nicht erst seit der digitalen Transformation.
Bereits von Robert Bosch ist ein Zitat überliefert, das die Brücke schlägt zwischen unternehmerischen Zielen und sozialem Engagement:
Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne bezahle.
Für Melanie Schüle von Bechtle gilt auch 100 Jahre später. Eine perfekte Überleitung in die Keynotes des Tages.
Soziales Engagement und Unternehmenszweck sind untrennbar miteinander verbunden.
Mitarbeitende werden immer mehr zu Sinnstiftern.
Jacob Schlichtig gehört zum Gründerteam von Amandla, einer gemeinnützigen Plattform für sichere Bildungsräume in benachteiligten Communities. Amandla entwickelt und implementiert soziale Innovationen, die sich mit den dringendsten Problemen der Welt befassen – für eine gerechtere, wohlhabendere Welt für alle.
Hilfe, die ankommt, wo sie dringend benötigt wird: zum Beispiel in Südafrika. Amnesty International verzeichnet hier extrem hohe Zahlen an Gewaltdelikten. Allein im Zeitraum von Juli bis September 2023 wurden 13.090 Sexualdelikte gemeldet – das sind mehr als 145 Verbrechen pro Tag. Im gleichen Zeitraum wurden nach Angaben der NGO 881 Frauen ermordet.
Amandla hat als Antwort darauf mit dem Safe Hub ein Angebot geschaffen, das sichere Räume für junge Menschen bietet, in denen sie ihr Potenzial entfalten können. Ein Programm, das mittlerweile weltweit – unter anderem auch in Berlin – angeboten wird und das eine Reihe namhafter Unternehmen wie Knorr-Bremse oder adidas sowie Sportgrößen wie Oliver Kahn zur Mitarbeit inspiriert hat.
Immer mehr Unternehmen integrieren soziale Verantwortung in eine langfristige Strategie, die nicht nur profitorientiert ausgerichtet ist. Davon profitiert auch die Employee Experience: Wenn Mitarbeitende ihre Arbeit als übergreifend sinnstiftend wahrnehmen, stärkt das zusätzlich die Bindung. Das kann Jacob Schlichtig nur bestätigen:
Für Mitarbeitende und für die Gesellschaft wird soziales Engagement immer wichtiger.
Soziale Verantwortung in der Praxis.
Safe-Hub wurde 2007 in Khayelitsha, Südafrika, gegründet – als lokale Reaktion auf den Bedarf an einem sicheren Ort zum Lernen und Spielen. Dabei spielt der Fußball eine entscheidende Rolle, denn er ist das Bindeglied der Jugendkulturen in aller Welt. So kam es auch zur Zusammenarbeit mit Oliver Kahn, dem dreimaligen Welttorhüter des Jahres, der an diesem Tag in Berlin auf der Bühne des Maschinenraums steht.
Mittlerweile haben mehr als 500.000 junge Menschen die Programme in nahezu allen Teilen der Welt durchlaufen. Das erfüllt auch Titan Oliver Kahn mit Stolz:
Es fühlt sich einfach großartig an, jungen Menschen eine Perspektive geben zu können.
Ein kurzer Abstecher zum Tafelberg.
Was die Safe-Hubs vor Ort leisten, erfuhren die Teilnehmer:innen in Live-Schaltungen nach Südafrika – mit einem Bericht über die Zusammenarbeit von adidas und den Safe-Hubs. Was mit einfachen Produktspenden als „Symbol of Pride“ für die junge Generation begann, hat sich zu programmatischen Angeboten für den Übergang in eine Festanstellung bei adidas Südafrika entwickelt.
Heidi Snyman, Head of HR Knorr-Bremse South Africa, zeigt sich begeistert von der Nachhaltigkeit des Programms. Sie berichtet von sehr guten Erfahrungen beim Recruiting von Kandidat:innen aus dem sogenannten Playmaker Pool des Safe-Hubs vor Ort.
Nur gut gemeint oder auch gut gemacht?
Kann der Impact von sozialem Engagement gemessen werden? Ja! Wichtig sind die Kennzahlen der Communities, für und in denen man sich engagiert. Sie lassen sich durchaus mit klassischen unternehmerischen Kennzahlen kombinieren. Das sieht auch Oliver Kahn so:
Auch soziale Projekte müssen unternehmerisch gedacht werden, um Wirkung zu entfalten.
Was keineswegs im Widerspruch steht zu der sozialen Motivation der Beteiligten – im Gegenteil. Oliver Kahn bringt es auf den Punkt:
Es ist großartig, etwas von sich weiterzugeben, damit auch andere etwas davon haben!
Mario Beinert von Knorr-Bremse lenkt den Blick der Zuhörer:innen abschließend noch einmal auf den initialen Impuls für soziales Engagement. Entscheider:innen sollten überlegen, ob sie konkret auf ein Ereignis reagieren wollen (wie zum Beispiel die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal 2021) oder ob sie sich langfristig engagieren wollen – wie im Fall von Knorr-Bremse und Safe Hub. Beides macht Sinn, denn beides hilft und stiftet Mehrwert.
Bei langfristig angelegten Programmen kommt es neben den Effekten vor allem auf die Nachhaltigkeit an. Das Vertrauen in die Initiativen muss wachsen, die Protagonisten müssen ein gegenseitiges Verständnis dafür aufbauen, was möglich und sinnvoll ist. In diesem Zusammenhang empfiehlt sich zum Beispiel ein Austausch mit Menschen und Initiativen, die sich bereits im anvisierten Betätigungsfeld engagieren, um gegebenenfalls eine gemeinsame Vision zu entwickeln. Auch Oliver Kahn sieht in einem solch strukturierten Vorgehen viele Vorteile: Es hilft, Veränderungen langfristig zu verankern. Sein Fazit:
Man trifft selten Unternehmen, die sich bereits grundsätzlich Gedanken machen.
Corporate Social Impact im hier und jetzt.
Maximal inspiriert von den Impulsen am Vormittag starten die Teilnehmenden nach einer kurzen Mittagspause mit der Erarbeitung konkreter Ideen für mehr Corporate Social Impact als Bestandteil der Employee Experience. Dabei kam wieder einiges zusammen – dank der fokussierten Decider-Methode von Dr. Gunter Nittbaur. In zwei Stunden wurden in vier Themenblöcken 16 Empfehlungen erarbeitet:
Perspektive Unternehmen:
- Soziales Engagement muss nah an der unternehmerischen Wertschöpfung platziert werden – als Teil der täglichen Arbeit.
- Soziales Handeln im Unternehmen muss wertgeschätzt werden, ebenso wie die Zeit, die in „echte Arbeit“ investiert wird.
- Soziales Engagement muss als Teil der Unternehmensstrategie betrachtet und gedacht werden (im Sinne der Orientierung und Akzeptanz).
- Unternehmen müssen Rahmenbedingungen (Prozesse, Budgets, Freiraum, Ziele) schaffen, um nachhaltiges soziales Engagement zu fördern und zu unterstützen.
Perspektive Netzwerke:
- Unternehmensübergreifende Netzwerke nutzen oder bilden.
- Fonds für Impact-Startups aufsetzen.
Perspektive Mitarbeitende:
- Verankerung von Corporate Social Impact (CSI) in der Unternehmensstrategie als Teil der Employee Experience.
- Transparenz schaffen über Initiativen und Möglichkeiten.
- Sparring-Partnerschaften im Unternehmen im Sinne eines „Reverse Mentoring“ ermöglichen.
- Umsetzen von lokalen Initiativen vor Ort zur Steigerung von Motivation und Identifikation der Mitarbeitenden.
- Durchführung eines CSI-Tages im Unternehmen.
- Passende CSI-Initiativen auswählen, in denen sich das Unternehmen wiederfinden kann.
- Ein Umfeld schaffen, in dem Mitarbeitende eine echte nachhaltige Employee Experience im CSI-Kontext haben können.
- Systematische CSI-Kommunikation nach außen und nach innen.
Technologie:
- Eine digitale Plattform für soziales Engagement für Unternehmen bereitstellen.
- NGOs durch Technologien optimieren.
Wieder einmal hat, da sind sich alle Teilnehmenden einig, Bechtle Greenfield einen inspirierenden Rahmen geschaffen, um mit der Kraft kollektiver Intelligenz Impulse zu generieren, die über den Tag hinaus Bestand haben.
Ein Tag am Ende, viele Idee am Anfang?
Besonders im Gedächtnis bleiben werden die Live-Schaltung nach Südafrika und der physische Besuch eines Safe-Hubs in Berlin. Hier konnten sich die Teilnehmenden überzeugen, wie tiefgreifend positiv und nachhaltig wirkend sich soziales Engagement für jede:n Einzelnen, für den Kiez und für die Gesellschaft auszahlt.
Am Ende sind sich alle Beteiligten einig: Dies war bestimmt nicht der letzte „Bericht aus Berlin“!