Jana Ringwald

Jana Ringwald

„Ich verstehe, dass Unternehmen sagen: ‘Was habe ich davon, die Polizei zu rufen?’ Und wir können in der Tat nicht viel anbieten außer einer Beratungsleistung. Aber wenn man mit uns zusammenarbeitet, können wir Cyberkriminelle stören, Plattformen lahmlegen. Das trägt zur Resilienz des gesamten Landes bei“, erklärt Jana Ringwald im Gespräch mit Podcast-Host Svea Eckert. Sie ergänzt: „Wir brauchen die Unternehmen, um unseren Job gut zu machen.“

Die Cyberstaatanwältin steht spätestens seit vergangenem August im Fokus der Öffentlichkeit. Damals veröffentlichte sie ihr Buch “Digital. Kriminell. Menschlich. Eine Cyberstaatsanwältin ermittelt”. Damit steht sie auf der Shortlist für den Deutschen Wirtschaftsbuchpreis 2024.

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Ende Januar dieses Jahres gelang es ihrem Team in Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt und Europol, die großen Cybercrime-Handelsplattformen „nulled.to“ und „cracked.io“ abzuschalten, Geräte und Server zu beschlagnahmen. Das Ergebnis kleinteiliger, monatelanger Si­sy­phus­ar­beit, die immer wieder bei einem Thema ansetzt: Kommunikation. „Darauf können auch Cyberkriminelle nicht verzichten.“


Wir müssen anerkennen, dass das Unternehmen andere Sorgen hat, als mit der Polizei zu sprechen. Eine Cyberattacke kann das Lebensbedrohlichste für ein Unternehmen sein, das es in seiner Geschichte erlebt hat.

Jana Ringwald


Cybercrime-as-a-Service.

Sie hinterlassen digitale Spuren, trotz aller Bemühungen, anonym zu bleiben. Häufig haben sich die Beteiligten nie gesehen, kennen nicht einmal die Namen der anderen Mittäter, die überall auf der Welt sitzen können. Das Prinzip? Cybercrime-as-a-Service. „Jeder kann die benötigten Services stückchenweise kaufen“, erklärt Jana Ringwald und ergänzt: „Die Umsetzung eines Cyberangriffs braucht viele Komponenten, deshalb gibt es Cybercrime-as-a-Service: Einer coded, jemand anderes macht die Verschlüsselung, wiederum ein anderer sorgt für die Distributionswege, andere mixen Kryptowährungen und dann sorgt noch jemand für die Cash-Out-Systeme.“

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Die Expertin ist davon überzeugt, dass „alle permanent angegriffen werden können, dass es zum Lebenszyklus eines Unternehmens gehört, frontal angegriffen zu werden.“ Deshalb plädiert sie dafür, dass sich Unternehmen gut vorbereiten – auch die Kommunikation mit den Ermittler:innen der Polizei. Denn sie weiß, dass „Unternehmen in dieser Situation andere Sorgen haben, als mit der Polizei zu sprechen. Eine Cyberattacke kann das Lebensbedrohlichste für ein Unternehmen sein, das es in seiner Geschichte erlebt hat.“

Deshalb tritt sie öffentlich auf, deshalb hat sie ihr Buch geschrieben. Sie will Verständnis für die Arbeit der Polizei schaffen und Vertrauen bei der Wirtschaft aufbauen, um gemeinsam “Potenziale zu heben”.

Was sie über Cyberkriminelle weiß, warum sie den Tätern immer auf der Spur bleibt, auch wenn es anstrengend ist, wie die Strukturen des digitalen Verbrechens aussehen und was Unternehmen in Vorbereitung auf den Ernstfall auf jeden Fall tun müssen, erläutert sie ebenfalls im Gespräch mit Svea Eckert.

Zur Person.

Jana Ringwald ist Cyberstaatsanwältin und Bestsellerautorin. Ihr Buch “Digital. Kriminell. Menschlich. Eine Cyberstaatsanwältin ermittelt” steht auf der Shortlist für den Deutschen Wirtschaftsbuchpreis 2024. Darin berichtet sie aus ihrem Alltag als Oberstaatsanwältin bei der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main. In dieser Rolle war sie an zahlreichen international beachteten Takedowns von Darknet-Marktplätzen beteiligt und stellte illegal erlangte Kryptowährungen in dreistelliger Millionenhöhe sicher. Darüber hinaus ist sie Kolumnistin beim “Tagesspiegel Background Cybersecurity”, gefragte Keynote Speakerin und die deutsche Kontaktperson des European Judicial Cybercrime Network in Den Haag.