Herr Margos, als Sie vor 14 Jahren damit begannen, Ihren Standort energieeffizient auszugestalten, war in der breiten Gesellschaft noch nicht das nachhaltige Bewusstsein vorhanden, wie wir es heute erleben. Warum war es für Sie damals wichtig, nachhaltig zu handeln?

Ich habe mich bereits vor 40 Jahren mit diesen Themen beschäftigt, schon damals war sich die Forschung einig, dass es kein „Weiter so“ geben kann. Das Bewusstsein, Technologien und Infrastrukturen haben sich aber erst im Laufe der Zeit entwickelt. Nicht die damalige Erkenntnis hat zu einem Wandel geführt, sondern erst die zum Teil dramatischen Auswirkungen des Klimawandels und weitere Krisen, die wir heute alle hautnah spüren. Der Klimawandel scheint für die Menschen heute greifbarer zu sein. Es ist überaus wichtig auf regenerative Energien und den Einsatz energieeffizienter Technologien zu setzen. Den größten Hebel sah und sehe ich in der effizienten Nutzung der eingesetzten Primärenergie.

Wie haben Sie das konkret an Ihrem Bechtle Standort umgesetzt?

Bernhard Margos: Bechtle Solingen hat 2008 zum richtigen Zeitpunkt gehandelt. Wir haben bereits damals bei der Planung des Neubaus richtig investiert und das trotz erheblicher Kritik. Anfangs war die Akzeptanz für neue Technologien oder lange Amortisationszeiten geringer. Heute sind wir froh, dass wir damit souverän umgehen konnten und uns nicht verunsichern ließen. Von Beginn an haben wir bei Bechtle am Piepersberg ein hocheffizientes Heiz- und Kühlungssystem eingebaut. Wir nutzen auch noch 13 Jahre nach dem Einzug die damals verbaute Technik. Auch nach zwei Erweiterungen von einst 1.600 auf heute 3.200 Quadratmeter heizen und kühlen wir noch mit derselben Wärmepumpe – bei doppelter Fläche! Die Abwärme aus den Serverräumen von etwa 20 KW unterstützt zudem die Heizung. Bereits 2006 haben wir die Kühlung von Severn mit Geothermie ausprobiert und sind rückblickend dankbar, das zu diesem frühen Zeitpunkt umgesetzt zu haben. Die 15 Bohrungen à 100 Meter für unser Geothermiefeld haben sich gelohnt – vor allem mit Blick auf die heutigen Gaspreise, ist die Wirtschaftlichkeit kein Thema mehr. Ergänzend dazu haben wir vor einigen Jahren eine Photovoltaik-Anlage installiert, die 20 Prozent des Strombedarfsbereitstellt.

Bernhard Margos,
Geschäftsführer Bechtle IT-Systemhaus Solingen

Ein breites Umdenken ist notwendig, um die Klimakrise bewältigen zu können. Wie binden Sie Ihre Mitarbeitenden in Ihre Planungen ein?

Es ist besonders wichtig, alle mit ins Boot zu holen. Nur gemeinsam schaffen wir Veränderung. Wir setzen dabei vor allem auf E-Mobilität mit hybriden als auch vollelektrischen Fahrzeugen. Wir fördern als Arbeitgeber aber auch private Photovoltaik-Anlagen. Des Weiteren können Mitarbeitende E-Bikes und Roller ausleihen. Wichtig ist auch die Sensibilisierung, so haben wir beispielsweise im Rahmen der Veranstaltung „Bechtle Next Sustainable“ im Herbst 2021 im Vorfeld in Workshops Mitarbeitende geschult.

Und wie ist die Resonanz aus dem Kreis der Mitarbeitenden?

Unsere Mitarbeitenden wissen unsere nachhaltige Ausrichtung sehr zu schätzen und nehmen Bechtle so wahr, dass die Ziele ernsthaft verfolgt und erreicht werden. Die Beteiligung in den Workshops und die Reaktionen auf die Posts in LinkedIn sind ausgesprochen positiv.

Wie fließen Ihre Maßnahmen in die übergeordnete Bechtle Nachhaltigkeits- und Klimastrategie 2030 ein?

Bechtle hat eine Strategie geschaffen, die eine Grundlage für die Bemühungen der Gruppe liefert. Aber natürlich sind wir auch an den einzelnen Standorten gefordert, unseren Teil beizutragen. In Solingen waren wir sogar schon einen Schritt voraus und konnten als Best Practice Beispiel für weitere Neubauten in der Bechtle Gruppe dienen. Dieser Erfahrungsaustausch ist der Vorteil einer vernetzten Gruppe. Dennoch sind auch bei uns viele weitere Aktivitäten zur Erreichung der in der Nachhaltigkeitsstrategie festgeschriebenen Ziele notwendig. Eines davon ist es, möglichst viele Standorte der Bechtle Gruppe zu 100 Prozent auf Ökostrom umzustellen. Bei der Konzernzentrale ist das seit 2021 der Fall. In Solingen werden wir ab 2023 ausschließlich Ökostrom verwenden und zahlen so konkret auf die Strategie ein. 


Bereits 2006 haben wir die Kühlung von Servern mit Geothermie ausprobiert und sind rückblickend dankbar, das zu diesem frühen Zeitpunkt umgesetzt zu haben.

Bernhard Margos, Geschäftsführer Bechtle IT-Systemhaus Solingen


Was haben Sie für die Zukunft noch geplant?  

Wir könnten schon jetzt unseren Strombedarf auf bis zu 50 Prozent bei Ausnutzung aller Möglichkeiten steigern, wollen aber dennoch langfristig unsere Photovoltaikkapazität deutlich verstärken. So könnten wir eine Betankung der privaten E-Fahrzeuge der Mitarbeitenden ermöglichen. Zudem möchten wir künftig enger mit unserer Schwestergesellschaft Bechtle Remarketing zusammenarbeiten. Bechtle Remarketing bringt gebrauchte IT-Hardware zurück in den Kreislauf oder recycelt die Geräte fachgerecht, wenn ein Weiterverkauf nicht möglich ist. Kreislaufwirtschaft ist nicht nur in der globalen Nachhaltigkeitsstrategie von Bechtle ein Fokusthema, sondern gerade in der rohstoffintensiven IT-Branche bedeutsam für die Ressourcenschonung.  

Zu guter Letzt: Was sind Ihre Tipps für nachhaltiges unternehmerisches Handeln?  

Meiner Erfahrung nach ist es wichtig, in langfristigen Konzepten zu denken, um Potenziale zu identifizieren. Zudem darf man keine Angst vor hohen Investitionen und gegebenenfalls längeren Amortisationszeiten  haben. Auf die eigene Überzeugung vertrauen, ist meiner Erfahrung nach wichtig. Mein Fazit: Einfach mal machen! Und mit dem ersten Schritt beginnen; am besten jetzt.  

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